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Pressemitteilung |

Studienergebnisse „Lage der pflegenden Angehörigen vor und nach Corona“

Ende 2021 waren rund 580.000 Menschen in Bayern pflegebedürftig - nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes wird die Zahl bis 2055 nochmal um rund 56 Prozent steigen. Die meisten werden zuhause, von An- und Zugehörigen gepflegt. Doch wie geht es diesen? Was hat sich durch die schwierigen Corona-Jahre verändert, wie war die Versorgung davor und wie ist sie danach?

Ein Forschungsteam des Uniklinikums Erlangen und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg hat mit Unterstützung des Medizinischen Dienstes Bayern zwei große bayernweite Studien unter pflegenden Angehörigen durchgeführt. Der Einblick in die Ergebnisse zeigt Entwicklungen und Veränderungen und hilft, die Situation der pflegenden Angehörigen in Bayern zu verstehen.

 

Die wichtigsten Erkenntnisse auf einen Blick

Pflege der Angehörigen ist belastender denn je

2/3 der pflegenden An- und Zugehörigen sind hoch bzw. sehr hoch subjektiv belastet. Die Belastungssituation hat sich weiter erhöht.

Pflege der Angehörigen ist mehr als Fulltime-Job

1/3 der pflegenden An- und Zugehörigen leisten häusliche Pflege mit 10 - 17 Std. Pflegezeit pro Tag.

Pflege der Angehörigen ist Job-Killer

1/5 der pflegenden An- und Zugehörigen mussten aufgrund der häuslichen Pflege ihre Erwerbstätigkeit aufgeben oder reduzieren – das sind in Bayern 51.000 Personen, davon 46.000 Frauen.

Pflege der Angehörigen ist alleine kaum leistbar

Pflegende An- und Zugehörige nutzen nach Corona signifikant mehr Unterstützung durch andere Familienmitglieder, Bekannte, Freunde und Nachbarn.

 

Die kompletten Studienergebnisse erhalten Sie gerne per E-Mail an: office(at)healthcare-bayern.de

 

Zitate zur Studie und aus der Podiumsdiskussion am 24.07.2023

Dr. Marianna Hanke-Ebersoll
Leiterin Bereich Pflege, Medizinischer Dienst Bayern

"Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung wird es immer wichtiger, die begrenzten Ressourcen bedarfs- und bedürfnisgerecht zu verteilen, auch vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Herausforderungen, denen wir uns gegenübersehen. Der Beratung wird daher zukünftig verstärkt eine wichtige und vor allem steuernde Rolle zukommen."

Bernhard Seidenath
MdL, Vorsitzender im Ausschuss für Gesundheit und Pflege, Bayerischer Landtag, CSU

„Ich bin froh, dass pflegende Angehörige mehr und mehr in den Fokus rücken. Die heute veröffentlichten Studienergebnisse sind alarmierend. Wir müssen deshalb auf unserem Weg des Ausbaus von Tages-, Nacht- und Kurzzeitpflege sowie Unterstützungsangeboten weitergehen, ebenso beim Ausbau der Beratung – insbesondere durch Fachstellen für pflegende Angehörige und durch Pflegestützpunkte. Niemand hat etwas davon, wenn pflegende Angehörige ausbrennen! Das wäre eine vierfache "Lose"-Situation: der zu pflegende Angehörige, der Pflegende selbst, die Gesellschaft und auch die Pflegeversicherung verlieren. Auch pflegende Angehörige bedürfen der Pflege! Dies muss noch stärker als bisher beherzigt werden!“

Prof. (Lima) Dr. Peter Bauer
MdL, Freie Wähler/Patienten- und Pflegebeauftragter der Bayerischen Staatsregierung

„Pflege darf nicht krank machen – weder die pflegenden Angehörigen noch die professionell Pflegenden. Das ist eine wichtige Aufgabe für uns alle. Nur so können wir die Pflege aufrechterhalten.“

Prof. Dr. Elmar Gräßel
Leiter Med. Psychologie/Med. Soziologie, Universitätsklinikum Erlangen

 „Die frühzeitige Information aller pflegenden An- und Zugehörigen über Beratungs-, Entlastung- und Unterstützungsangebote ist fundamental wichtig, damit Pflegende entlastet werden können.“

Dr. Anna Pendergrass
Wissenschaftliche Mitarbeiterin Universitätsklinikum Erlangen

„Wir benötigen dringend einen Einstellungswandel in unserer Gesellschaft, sodass keine Nachteile daraus entstehen, die häusliche Pflege mit einer Erwerbstätigkeit verbinden zu wollen. Sondern im Gegenteil, dass die Betroffenen alle mögliche Unterstützung erhalten.“

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