Gesucht und gefunden: Alternativen zum Hausbesuch
Mit einem Zuwachs von 20 Prozent bei Pflegebegutachtungen in den letzten fünf Jahren (2022: 458.000) steht der Medizinische Dienst Bayern vor der Herausforderung, trotz stark steigender Anzahl an Pflegebegutachtungen weiterhin den Versicherten schnellstmöglich den Zugang zu Pflegeleistungen zu ermöglichen. „Für eine zeitnahe Pflegebegutachtung brauchen wir neben dem Hausbesuch flexible Begutachtungsformate wie zum Beispiel das Telefoninterview“, sagt Prof. Dr. Claudia Wöhler, Vorstandsvorsitzende des Medizinischen Dienstes Bayern. „Nicht nur, weil auch uns aufgrund des Fachkräftemangels immer weniger Pflegefachkräfte zur Verfügung stehen. Sondern vor allem, weil wir nur mit einer Flexibilisierung der Begutachtungsformate zum Wohle der Versicherten auch in Zukunft eine gute pflegerische Versorgung ermöglichen können.“
Begutachtung mit gutem Ruf: Telefoninterview
Die Erfahrungen aus der Pandemie zeigen, dass das strukturierte Telefoninterview eine gleichwertige Alternative zum Hausbesuch ist: Die Zufriedenheit der Versicherten mit dieser Begutachtungsform lag in 2022 mit 87 Prozent sogar zwei Prozent über der bei Hausbesuchen. „Das Telefoninterview ermöglicht speziell bei Höherstufungsanträgen, wenn die Pflegebedürftigkeit zum Beispiel bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen oder Demenz rasch zunimmt, eine zügige Begutachtung ohne Belastung für die Betroffenen“, erklärt Prof. Dr. Claudia Wöhler. „Wir sollten diese positiven Erfahrungen aus der Pandemie nutzen, damit auch in Zukunft Versicherte schnellstmöglich ihre Leistungen erhalten.“
Beste Perspektiven: Videobegutachtungen
Ebenfalls während der Pandemie hat der Medizinische Dienst Bayern bereits Videobegutachtungen in vollstationären Pflegeeinrichtungen getestet. Die Ergebnisse zeigen, dass Videobegutachtungen sehr gut geeignet sind, um räumlich und zeitlich sehr flexibel qualitativ hochwertige Pflegebegutachtungen durchzuführen. Die Akzeptanz bei Versicherten und Mitarbeitenden in Pflegeeinrichtungen war hoch, die in einigen Fällen technischen Probleme aufgrund mangelndem W-LAN in den Einrichtungen sollte kein Argument gegen eine Weiterentwicklung der Videobegutachtungen als Alternative zu Hausbesuchen bzw. Telefoninterviews sein.
Fazit:
„Es liegen bereits genug fundierte, positive Erfahrungen von Versicherten vor, um sowohl das Telefoninterview als auch die Videobegutachtung jetzt als Begutachtungsform für eine zukunftsfeste Pflege zu etablieren,“ fasst Prof. Dr. Claudia Wöhler, Vorstandsvorsitzende des Medizinischen Dienstes Bayern zusammen. „Unser gemeinsames Ziel ist es, den Menschen schnellstmöglich eine gute pflegerische Versorgung zukommen zu lassen – durch eine flexible Wahl der individuellen Pflegebegutachtung.“