Bundesweit größter Anstieg der Pflegebedürftigen in Bayern
Parallel zum „Hinein-Altern“ der Babyboomer in die älteren Bevölkerungsgruppen wird auch die Zahl der Pflegebedürftigen stark zunehmen. Dazu kommt als weitere Komponente die sogenannte Pflegequote. Diese berechnet den Anteil der Pflegebedürftigen an der Bevölkerung nach Alter und Geschlecht und zeigt das Risiko, in einem bestimmten Alter pflegebedürftig zu sein. Selbst bei einer konstant bleibenden Pflegequote ist in Bayern durch die Alterung der Gesellschaft bis Ende 2055 ein Anstieg der Pflegebedürftigen um 56 Prozent zu erwarten (Durchschnittswert Deutschland: + 37 Prozent).
„Dieser Anstieg der Pflegedürftigen in Bayern um 56 Prozent ist bereits dramatisch, jedoch nur die optimistische Variante,“ warnt Prof. Dr. Claudia Wöhler, Vorstandsvorsitzende des Medizinischen Dienstes Bayern. „Gehen wir von einer weiterhin steigenden Pflegequote aus - also der Tatsache, dass in einer immer älter werdenden Gesellschaft prozentual auch immer mehr der Älteren pflegebedürftig werden - potenziert sich der Anstieg der Pflegedürftigen noch weiter.“
Für Deutschland liegt die so vorausberechnete Zahl der Pflegebedürftigen dann 2035 bereits bei 6,3 Millionen Pflegebedürftigen (+27 Prozent gegenüber 2021) und 2055 bei 7,6 Millionen (+53 Prozent), 2070 schließlich bei 7,7 Millionen (+55 Prozent).
Für Bayern werden diese Werte deutlich darüber liegen, bereits 2055 ist bei einer steigenden Pflegequote mit einem Zuwachs der Pflegebedürftigen von deutlich über 60 Prozent zu rechnen.
Warnung vor einem Notstand bei den Pflegebegutachtungen
Jeder Zuwachs der Pflegebedürftigen bedeutet auch einen Zuwachs bei den Pflegebegutachtungen. Daher fordert Prof. Dr. Claudia Wöhler eine Flexibilisierung der Begutachtungsformen. „Um auch in Zukunft eine zeitnahe Pflegebegutachtung und damit eine umgehende pflegerische Versorgung zu ermöglichen, brauchen wir bereits heute neben dem Hausbesuch flexible Begutachtungsformate wie zum Beispiel das Telefoninterview,“ betont die Vorstandsvorsitzende des Medizinischen Dienstes Bayern und ergänzt. „Nicht nur, weil auch uns aufgrund des Fachkräftemangels immer weniger Pflegefachkräfte zur Verfügung stehen. Sondern vor allem, weil wir nur mit einer Flexibilisierung der Begutachtungsformate zum Wohle der Versicherten auch in Zukunft eine gute pflegerische Versorgung ermöglichen können.“